Von Hans-Erich Müller, seines Zeichens Professor an der HWR Berlin, liegt sein Werk Unternehmensführung aktuell in 3. Auflage mit 355 Seiten vor. Diese – im Vergleich etwa zu Macharzina/Wolf oder Dillerup/Stoi – „überschaubarere“ Seitenzahl ist bewusste Intention des Autors, wenngleich auch bei ihm im Vergleich zur 1. Auflage von 2010 ein „Aufwuchs“ von beinahe 100 Seiten zu verzeichnen ist. Strukturell gliedert sich die aktuelle Fassung in einen einführenden Grundlagenteil (knapp 60 Seiten), ein Kapitel 2 Ziele (ca. 55 Seiten), 3. Strategien (ca. 105 Seiten), 4. Organisationsgestaltung (gute 80 Seiten) sowie abschließend 5. Internationale Strategie und Organisation (ca. 55 Seiten). Der oben erwähnte Aufwuchs verteilt sich relativ gleichmäßig auf die Kapitel 2-5 und ist im wesentlichen Einschüben zu neueren Themen bzw. Trends und Schlagworten (z.B. agile Methoden, Lean Startup, Geschäftsmodell-Innovation, Crowdsourcing) und Facetten der Digitalisierung zuzurechnen. So einige dieser Begriffe tauchen an verschiedenen Stellen immer wieder auf, was wohl auch an der Strukturierung liegen mag (welche ingesamt nicht so streng alles einem konsistenten Management-Modell unterordnet, wie bei anderen Autoren der Fall).
Stilistisch ist das Werk aufgrund der knapp und trocken auf den Punkt gebrachten Formulierweise sehr gut zu lesen. Wie Müller selbst schreibt, ist ein so breit gespannter thematischer Rahmen bei diesem eingeschränkten Seitenumfang nur mit Hilfe häufig eingesetzter Verweise zu vertiefender Behandlung von Subthemen abdeckbar, was gut ausbalanciert umgesetzt wird.
Das Besondere des Werks ist neben der ausdrücklichen Beachtung von Digitalisierungsthemen zweifelsohne die sehr umfassende Einbeziehung – teils 1-2 Seiten langer – Praxisbeispiele (insgesamt 52 an der Zahl, wie das eigene Verzeichnis verrät). Diese stellen damit ca. 1/7 des Buchumfangs und wecken oft Erinnerungen an über die Jahre gelesene Nachrichten aus dem Wirtschaftsteil einschlägiger Zeitungen. Denn kaum eine der erwähnten Firmen dürfte dem Leser unbekannt sein – es handelt sich beinahe ausschließlich um große Konzerne. Auch für Mittelstand und KMU können sich daraus natürlich ggf. Anregungen ergeben; allerdings steht die Übertragbarkeit in vielen Fällen wohl „in den Sternen“. Wenn man mit diesem mangelnden KMU- bzw. Mittelstands-Bezug leben kann, ist das Werk im Fazit eine sehr gut gemachte Arbeit, in der alle wesentlichen Themen der Unternehmensführung anschaulich abgedeckt werden.