Rezension Becker/Ulrich (Hrsg.): BWL im Mittelstand

Der in 2015 in erster Auflage im renommierten Kohlhammer-Verlag von Wolfgang Becker und Patrick Ulrich herausgegebene Sammelband „BWL im Mittelstand – Grundlagen, Besonderheiten, Entwicklungen“ erhebt den Anspruch, „dass eine eigenständige mittelstandsorientierte Betriebswirtschaftslehre eine Daseinsberechtigung hat, die [reine; Anmerk. d. Rezensenten] Herunterskalierung der Lösungen von Großunternehmen wird dem Mittelstand nicht gerecht“ (S. 14, aus dem Vorwort der Herausgeber). Auf mehr als 800 Seiten wird im folgenden der großangelegte Versuch gemacht, diesen Anspruch mit konkretem Inhalt zu untermauern. Man darf gleich an dieser Stelle vorwegnehmen – und das ist auch das Besondere an diesem Werk – der nicht geringe Anspruch wird in großen Zügen erfüllt!

Das Handbuch startet mit einem gut 130seitigen grundlegenden – auch volkswirtschaftliche Aspekte berücksichtigenden – Einführungsteil zur o.g. „Entwicklung einer Mittelstandsorientierten BWL„, wobei bereits auch Themen wie „Hidden Champions“ und spezielle Geschäftsmodelle behandelt werden. Die folgenden beiden Teile orientieren sich dann am bewährten Wertschöpfungsmodell.

Teil 2 widmet sich auf gut 110 Seiten in Beiträgen verschiedener Autoren folglich der Mittelstandsorienteren BWL in primären Bereichen von Beschaffung, Einkauf, Produktion und Supply Chain, Six Sigma, Logistik, Marketing und Vertrieb sowie Employer Branding bzw. Personalmarketing. Teil 3 widmet sich folgend den unterstützenden bzw. sekundären Bereichen der Wertschöpfung, die da wären: Personal bzw. Personalcontrolling, Change Management und Mitarbeiterbeteiligung, Controlling in mehreren Facetten, genau wie Finanzierung incl. der Position des CFO (Chief Financial Officer) im KMU. Beiträge zur Informationstechnologie, Digitalisierung und Business Intelligence runden diesen ca. 210 Seiten umfassenden Teil ab.

Den – vom reinen Umfang her – Löwenanteil mit knapp 400 Seiten beansprucht Teil 4, welcher mit „Übergreifende Themen der Mittelstandsorientierten BWL“ auch recht offen tituliert ist. Hier finden sich speziellere Aspekte behandelt, zu Kategorien von Einzelbeiträgen zusammengefasst: Strategisches Management und Unternehmensführung, Rechnungslegung, Steuerlehre und -optimierung, Mergers & Acquisitions, Sanierung und Restrukturierung, Ethik und Corporate Governance und Compliance sowie abschließend Nachfolge- und Fremdmanagement.

Die breitgemischte Autorenschaft aus Universitäts-, Fachhochschulprofessoren, wiss. Mitarbeitern bzw. Doktoranden und nicht zuletzt auch einer ganzen Reihe von Praktikern geht dabei durchaus ins Detail. Bspw. befasst sich ein Beitrag in letzter o.g. Themengruppe mit dem „Stiftungsmanagement als Nachfolgelösung“ (mehr am Grundsätzlichen orientiert sich hingegen der Sammelband von Pfohl).

Wie immer bei Sammelbänden – sehr umfangreichen noch dazu – lässt sich ein gewisses Maß an Heterogenität zwischen den Beiträgen nicht vermeiden. Gleichwohl verbleibt das Fazit sehr positiv: Das Handbuch kann durchaus den vielzitierten „Vorgänger“ der Herausgeber Letmathe et al. (Management kleiner und mittlerer Unternehmen von 2007) „das Wasser reichen“.

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