Rezension Schnurrenberger Standortmarketing – Stadtmarketing – Regionalmarketing

Das zum 24.05.2024 erschienene Buch „Standortmarketing – Stadtmarketing – Regionalmarketing“ richtet sich als Praxis-Ratgeber dezidiert in erster Linie an Praktiker des Standortmarketings. Der etwas „reißerisch“ klingende Untertitel „Das ultimative Briefing für Institutionen, Initiatoren und Verantwortliche“ mag dem Wunsch nach möglichst hoher Verbreitung in dem genannten Kreis geschuldet sein. Das Versprechen, bei einerseits guter Lesbarkeit und eher populärwissenschaftlicher Aufmachung andererseits gleichwohl wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zu liefern, mag man dem Autor angesichts seines Hintergrundes abnehmen (Doktorarbeit zu einem Standortmarketingthema, professoraler Hintergrund).

Im ersten Kapitel geht es um den Begriff des Standorts auf verschiedenen räumlichen Ebenen und seine „Eigenschaften“ (Standortfaktoren), im zweiten Kap. um allgemeine Charakteristika von Standortentscheidungen von Unternehmen, Bevölkerung, Touristen etc. (ca. 7 und ca. 12 Seiten). Kap. 3 zeigt Standorte dann als Marketingakteure in der Empirie und der Theorie und skizziert eine Standortmarketing-Konzeption zur systematischen Bearbeitung dieser Aufgabe (ca. 15 Seiten). Dem Thema interne und externe Analysen, Vision, Zielsetzung, Leitbilder ist Kap. 4 gewidmet (ca. 30 Seiten). Kap. 5 behandelt mit gut 50 Seiten dann schon ausführlicher das Strategische Standortmarketing und Kap. 6 mit knapp 60 Seiten nochmals ausführlicher das Operative Standortmarketing. Ein Extrakapitel mit „speziellen Erfolgsfaktoren und Tipps für für kleinere Gebietsköperschaften“ rundet das Taschenbuch ab (ca. 6-7 Seiten).

Das Besondere im Vergleich zu anderen umfassenderen Werken zum Standortmarketing (z.B. von Balderjahn oder von Wiesner) ist neben dem bereits oben erwähnten Zuschnitt als Praxisratgeber auch diese explizite Berücksichtigung kleinerer Gebietskörperschaften. Vor allem aber fließen Ergebnisse einer mit knapp 500 teilnehmenden Institutionen beachtlich umfangreichen empirischen Untersuchung in das Werk ein, was dem Autor in Kombination mit seiner eigenen Beratererfahrung eine Vielzahl nützlicher „Praxistipps“ und Bestpractise-Beispiele erlaubt.

Kritisch ist die sehr schmal gehaltene Literaturliste zu bewerten (wobei der Autor allerdings auf seine Website Standortmarketing-Wissen.de mit knapp 200 einschlägigen Titeln verweist).

Weiche Faktoren in der Unternehmensführung von KMU und Mittelstand

So titelt der im Mai 2023 erschienene Sammelband (Hrsg. Bernd Schnurrenberger). Was genauer man unter „weichen Faktoren“ zu verstehen hat, erläutert der Untertitel des Bandes:

Persönlichkeit, Dunkle Triade, New Work, Resilienz – Studienbeiträge zum KMU-Management.

Aus dem Klappentext: „Ein spannendes und in der Betriebswirtschaft eher weniger beleuchtetes Thema sind die sog. „weichen Faktoren“ im KMU- und Mittelstandsmanagement. Das mag überraschen, stellen weiche Faktoren doch einen wichtigen – wenn auch teils nur indirekt und „im Verborgenen“ wirkenden – Erfolgsfaktor der Unternehmensführung dar“.

Der Sammelband präsentiert praxisorientierte Studien- und Forschungsergebnisse. Zielgruppe seien Inhaber von mittelständischen Unternehmen (KMU), ambitionierte Führungskräfte und Berufseinsteiger, die sich einen Überblick zu relevanten Themen in der aktuellen Praxis verschaffen wollen. Allerdings mögen die neueren empirischen Ergebnisse auch für erfahrene Fachspezialisten von Interesse sein. Wie immer bei Sammelbänden zeigen sich in den einzelnen Beiträgen individuelle Unterschiede bzgl. Stil und Herangehensweise.

Das Besondere: Als Autorinnen und Autoren der Kompilation kommen neben zwei Professoren dann ausschließlich wissenschaftliche Mitarbeiter und Absolventen des für seine KMU-und Gründerorientierung bekannten* BWL-Master-Studiengangs der TH Brandenburg mit ausgewählten (und natürlich praxisorientiert modifzierten) Projekt- und Abschlussarbeiten zu Wort:

Eingangs zeigen Bernd Schnurrenberger und Michael Stobernack, beide Professoren des Fachbereichs Wirtschaft der TH Brandenburg, was eine Unternehmerpersönlichkeit ausmacht und welche Ausprägungen unternehmerisch Tätige und Interessierte in der empirischen Realität aufweisen. Grundlage ist ein Datensatz mit ca. 1.300 Teilnehmenden.

Mit möglicherweise „destruktiven Effekten von Persönlichkeiten“ – der sog. dunklen Triade – greifen Vanessa Jurkov und Isabell Tückmantel ein spannendes neueres Thema auf und zeigen in einer explorativen empirischen Studie verblüffende Unterschiede nach Berufsbildern auf.

Mit „Erfolgsfaktoren flexibler Arbeitsmodelle“ befasst sich im Anschluss Franziska Becker – ebenfalls gestützt auf umfangreiche empirische Daten aus der Unternehmenspraxis. Unter dem Label bzw. als sog. MegatrendNew Work“ wird über diese Themen schon länger diskutiert; im neueren Kontext der Coronaerfahrung und der (hier überwiegend befragten) Generation Z allerdings noch intensiver als zuvor.

Gestaltungsmöglichkeiten gesundheitsorientierter Führung“ behandelt dann Ulrike Schellhase. Diese ebenfalls wieder empirisch gestützte Untersuchung fokussiert nicht zuletzt auf psychische Belastungsfaktoren in der virtuellen Teamarbeit, welche in jüngerer Zeit an Bedeutung gewann. Nicht zuletzt liefert der Beitrag zahlreiche praxisrelevante Hinweise dazu, wie das Management damit konstruktiv umgehen kann.

Resiliente Unternehmensführung – Modebegriff oder zukunftsweisendes Konzept?“ Diese Frage analysiert Elisabeth Herrmann abschließend. Sie zeigt die Spezifika der Resilienz auf Individual-, Team- und Unternehmensebene und bewertet konkrete einschlägige Lern- und Trainingsmöglichkeiten, welche in Online- oder Präsenzschulungen angeboten werden.


Erhältlich in allen gängigen Buch- und E-Book Handelskanälen unter:

Bernd J. Schnurrenberger (Hrsg.): Weiche Faktoren in der Unternehmensführung von KMU und Mittelstand – Persönlichkeit, Dunkle Triade, New Work, Resilienz, 2023.

ISBN-13: 9783948451134, Paperback, 276 Seiten, Verlag: KMU-Info.de – Verlagsservices

E-Book: ISBN-13: 9783948451141


*so das Praktiker-Portal KMU-Management.de

Rezension Lippold Grundlagen der Unternehmensberatung

Gleich vorneweg: Der erfahrene Praktiker (und Hochschullehrende) Dirk Lippold hätte sein Werk auch ebensogut „Unternehmensführung für Consulter“ betiteln können. Es handelt sich um ein Grundlagenwerk zu Unternehmensführung/Management – nur eben auf die Branche der Consulter fokussiert. Da andere Unternehmen und KMU immer wieder mit Vertretern dieser Branche zu tun haben, kann allerdings auch für diese der Einblick nützlich sein den Lippold hier bietet. In der 2. Aufl. 2020 (1. Aufl. 2016) werden folgende Themenkomplexe auf knapp 480 Seiten behandelt:

  • Grundlagen/Nutzen der Unternehmensberatung: Hier geht es um Charakteristika der Branche bzw. des Berufsfelds (gute 100 Seiten)
  • Konzeption/Gestaltung: Dies umfasst die Normative und Strategische Ebene der Consulting-Unternehmensführung (ca. 60 Seiten)
  • Marketing/Vertrieb: Von der Segmentierung und Positionierung über Kommunikation/Vertrieb/Akquise zur Betreuung/Bindungsmaßnahmen (ca. 85 Seiten)
  • Leistung/Technologie: Umfasst kurze Skizzen zu gängigen Analyse-Tools wie man sie nicht zuletzt aus dem strategischen Management kennt (ca. 90 Seiten)
  • Personal/Management: Die wichtigste interne Ressource der Beratungsunternehmen von der Gewinnung bis zur Freisetzung (ca. 90 Seiten)
  • Controlling und Organsiation: Unternehmens- und Projektcontrolling, (agile) Organisationsstrukturen und Change Management (ca. 40 Seiten).

Stilistisch orientiert sich Lippold an den für Lehrbücher üblichen Maßstäben. Das Besondere an dem Werk ist seine ausgeprägte praktische Fundierung, die sich aus der langjährigen Erfahrung des Autors speist, kombiniert mit akademischer Sorgfalt. Weiter genießt er eine gewisse thematische „Alleinstellung“ (auch da die Bände von Niedereichholz doch schon wieder einige Zeit zurückliegen). Unseres Erachtens können auch Führungskräfte bzw. Gründer in angrenzenden Branchen der wissensorientierten Dienstleistung großen Nutzen aus der Lektüre ziehen.

P.S.: Wer jetzt schon ahnt, dass er mehr davon möchte, könnte auch direkt zu „Die Unternehmensberatung“ desselben Autors greifen. Dieses Werk stellt im wesentlichen eine erweiterte Version mit analoger Strukturierung dar (738 Seiten in der 3. Aufl. von 2018 – ein Blick in die 1. Aufl. von 2013 zeigt noch ca. 560 Seiten..).

Rezension Pfohl (Hrsg.): Betriebswirtschaftslehre der Mittel- und Kleinbetriebe

Der Sammelband, herausgegeben von Hans-Christian Pfohl, liegt seit kurzem in 6. Auflage vor (1. Aufl. 1982; letzte 5. Aufl. 2013). Ziel ist nicht „weit verbreitetes Wissen der Allgemeinen BWL lediglich leicht verständlich wiederzugeben, vielmehr gelten die Bemühungen einer vertiefenden Erörterung der gerade für Klein- und Mittelbetriebe typischen Probleme“.

Der Sammelband gliedert sich in drei wesentliche Teile. In Teil A Grundlagen (ca. 120 Seiten) werden Begriffsabgrenzungen (KMU vs. Nicht-KMU) dargestellt, volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen und politische Einflüsse illustriert (E. Hamer; auch für BWL´er sehr lesenswert), eine Darstellung der Hidden Champions und ihrer Erfolgsfaktoren auf aktuellem Stand geliefert sowie die Potentiale (und Fallstricke) der Unternehmensführung/strategischen Planung im Mittelstand ausgelotet.

Teil B Funktionale Entscheidungen stellt den umfangreichsten Abschnitt mit ca. 230 Seiten und strukturiert sich ganz klassisch entlang der primären (Beschaffung, Produktion, Marketing, Innovation) sowie sekundären Wertschöpfungsbereiche (Personal, Logistik, Finanzierung, Controlling).

Teil C Genetische Entscheidungen orientiert sich auf ca. 120 Seiten dann eher am Modell des Unternehmenslebenszyklus (wie Reinemann) mit Beiträgen zur Unternehmensgründung, Internationalisierung, Unternehmensbewertung und Nachfolge.

Wie immer bei Sammelbänden lässt sich ein gewisses Maß an Heterogenität zwischen den Beiträgen nicht vermeiden. Dies betrifft hier insbesondere die Breite bzw. auch Tiefe des spezifischen KMU- und Mittelstandsbezugs, die in den einzelnen Texten doch etwas variiert. Durchgängig und systematisch jedoch stellt die im wesentlichen aus Universitätsprofessoren rekrutierte Autorenschaft einen sehr guten Überblick bzgl. jeweils relevanter allgemeiner Konzepte im fachthematischen betriebswirtschaftlichen Kontext her.

So betrachtet handelt es sich in der Tat um ein Kompendium der grundlegenden Betriebswirtschaftslehre (mit besonderem Bezug auf KMU); ohne den Anspruch, sehr detaillierte thematische Einzelbetrachtungen vorzunehmen zu wollen (wie dies z.B. in Beckers/Ulrichs – allerdings auch deutlich umfangreicherem – Sammelband erfolgt).

Rezension Praxisbeiträge zum KMU-Management

Der kleine Sammelband ist Anfang Okober erschienen und umfasst schlanke 184 Seiten (Herausgeber: Bernd J. Schnurrenberger, unterstützt von Bettina Mohr und Franziska Teschke im Redaktionsteam). Direkt im Untertitel werden alle behandelten Themen aufgeführt: Wachstumsfinanzierung, Consulter-Auswahl, Change-Management, Cost Engineering, Online-Marketing & E-Commerce, Verkaufstraining.

Laut Hrsg. ist das Ziel des Bandes: „Impulse zu ausgesuchten Themen des KMU- und Mittelstandsmanagement liefern; von der Praxis – für die Praxis„. Weiter im Zitat: „Zielgruppe sind einmal Inhaber von kleineren bis zu mittelständischen Unternehmen (KMU), die alle Funktionen ihres Unternehmens im Blick behalten müssen und letztlich verantworten. Ebenso auch Gründer bzw. ambitionierte Berufseinsteiger, die sich einen Überblick zu relevanten Themen in der aktuellen Praxis verschaffen wollen. Auch für erfahrene Fachspezialisten mögen neuere Aspekte in ihrem Bereich von Interesse sein, man lernt ja nie aus.“

Im weiteren stellt der Herausgeber im knapp gehaltenen Vorwort „in launigen Worten“ die Beiträge bzw. Autoren vor, wir zitieren:

  • Geld ist nicht alles, aber ohne Geld geht vieles nicht. Daher zeigen uns Prof. Dr. Nick Dimler und Dr. Boris Karcher, Geschäftsführer der Dimler&Karcher Unternehmensberatung PartG, gleich zum Start auf, worauf es heute beim Thema Mittelstandsfinanzierung bzw. „Wachstumsfinanzierung“ ankommt.
  • Wer sich binden will, sollte vorher sorgfältig prüfen. Mit einem Praxisleitfaden „Consulter-Auswahl für KMU“ geben Prof. Dr. Bernd Schnurrenberger, Inhaber der BS-CONSULT Unternehmensberatung, sowie Bettina Mohr und Franziska Teschke Anregungen zur effzienten Vorgehensweise bei der Suche und Auswahl solcher Dienstleister.
  • Veränderungen gibt es immer und wird es immer geben. Und damit auch den Wunsch nach dem möglichst reibungslosen Management dieser Vorgänge, dem Veränderungs- oder Change-Management. Mit „#changeUps – in kleinen Schritten wirkungsvoll Veränderung gestalten“ zeigt uns Daniel Mewes vom Transformationsbegleiter und Human Relations Spezialisten Goldpark AG, wie das gelingen kann.
  • Kosten entstehen quasi ganz automatisch und haben sozusagen eine immanente Tendenz zum Wachstum. Umso wichtiger ist es, sie im Blick zu behalten und die Kostenstruktur zu optimieren, d.h. „Cost Engineering“ zu betreiben. Dazu kann Sebastian Möller, Inhaber der Imoran Cost Engineering UG, uns wertvolle Hinweise geben.
  • Ohne Internet geht in vielen Bereichen nichts mehr. Daher wächst auch der Stellenwert des professionell betriebenen „Online-Marketing & E-Commerce für KMU“. Prof. Dr. Bernd Schnurrenberger, BS-CONSULT Unternehmensberatung und vorher Produktmanager „E-Shops“ in zwei Internet-Startups, zeigt hierfür die wesentlichen Stellschrauben auf.
  • Technik hin, Technik her. In vielen Belangen bleibt doch die persönliche Kommunikation, der persönliche Verkauf und Vertrieb, der entscheidende Erfolgsfaktor. „Trainiere das verkaufen“ rät daher Gerd Hauer, langjähriger Vertriebsprofi und Leiter des Business Institut International zum Abschluss und gibt uns wertvolle Ratschläge, wie dies zu bewerkstelligen ist.

Das Besondere des Werks ist, dass hier nicht in erster Linie wissenschaftliche Beiträge gesammelt werden, sondern ausschließlich erfolgreiche Praktiker zu Wort kommen, die jeweils mehrjährige Berufserfahrung in ihrem Spezialisierungsgebiet vorweisen können – was nicht ausschließen soll, dass manche der Autoren auch wissenschaftlich tätig sind. Entsprechend weisen die Beiträge in stilistischer und formattechnischer Hinsicht auch ein (gewollt) vielfältigeres und individuelleres Bild auf, als man es von manch anderem Sammelband kennt.

Rezension Weissmann Die großen Strategien für den Mittelstand

„Die großen Strategien für den Mittelstand“ von Weissmann lockt mit dem vielversprechenden Untertitel „– Die erfolgreichsten Unternehmer verraten ihre Rezepte„. Dieses Ziel verfolgt der Autor durch intensive Gespräche mit erfolgreichen Unternehmern und Mittelständlern, deren Essenz in das Buch einfließt. Von der ersten Auflage 2006 bis zur – aktuellsten – dritten Auflage 2015 ist das Werk gewissermaßen moderat angewachsen, von knapp 200 auf knapp 240 Seiten. Neben Aktualisierungen (und weiteren Gesprächen) ist dafür nicht zuletzt der Ausbau des Kapitels zur Umsetzung von Strategien verantwortlich. Ein oftmals heikler Punkt im klassischen Strategischen Management! Inhaltlich startet der Autor mit grundlegenden Prinzipien, den „Erfolgsprinzipien einer Strategie“, als da u.a. wären:

  • Natur als Lehrmeister
  • Prinzip Darwins (Survival of the fittest bzw. Anpassung)
  • Lehren aus der Kybernetik
  • Ursachen und Wirkungen
  • Alleinstellung / eigenes Profil

Die folgenden Kapitel orientieren sich im Prinzip am klassischen Strategischen Management (Vision, Umfeld- und Eigensituations-Analyse, Geschäftsmodell, Strategie, strategisches Controlling und Implementierung/Umsetzung) . So gesehen stellt diese Konzeption nichts Neues dar sondern ist dem klassischen Management-Modell nachempfunden. Das Besondere des Werks besteht allerdings in der konsequent pragmatischen Gestaltung der Inhalte. Angefangen beim – alles andere als wissenschaftlich-hölzernen – Schreibstil, der Konzeptration auf nur wirklich wichtige Quellen (diese Literatur wird dann im Anhang genannt) und Inhalte („weniger Umfang ist mehr“) sowie dem „Einbau“ pragmatischer Leit- und Merksätze und vieler Praxisbeispiele in den Text: Eine wohlgelungene Adaption akademischen Wissens angereichert durch viel praktische Erfahrung. Geeignet nicht zuletzt für den Unternehmer, Manager, Praktiker, der dieses Buch wohl weit eher auf seinem Nachttisch platziert als manchen wissentschaftlichen „Wälzer“.

Rezension Held KMU- und Start-up-Management

Das Anfang 2020 bei Kohlhammer erschienene Werk erhebt den Anspruch, ein für die speziellen Belange von KMU und Start-Ups zugeschnittenes Management-Modell zu entwickeln, wobei der Fokus stark auf das strategische Management gelegt wird: „Strategisch planen und gründen in einer komplexen Welt“, lautet denn auch der Untertitel des Werks. Der Autor Holger Held sieht zwar grundlegende Unterschiede zwischen „typischen“ KMU (wo Stabilität eine wichtige Rolle spielt) und „typischen“ Start-Ups (wo Veränderung eine dominante Kategorie darstellt). Allerdings könnten beide „ihre Vorteile und Stärken in Einklang bringen“: Ein synergetischer Methoden-Mix könnte Vorteile für alle bergen (S. 31ff.).

In zwei weiteren eher einführenden Kapiteln befasst sich der Autor anschließend mit dem Thema der komplexen Umwelt bzw. den diese prägenden Mega-Trends (ca. 20 + 30 Seiten). In Kap. 4 werden dann klassische strategische Methoden dargestellt (symbolisch für die o.g. KMU stehend; ca. 70 Seiten). Darunter fällt auch der klassische Businessplan sowie ein von Held ab 2007 entwickeltes strategisches Planungsmodell für KMU (F-A-S-T – Faktor Mensch, Analyse, Struktur, Tun). Diesem Instrumentarium werden in Kap. 5 dann „moderne“ Methoden wie Canvas, Lean Management, Kreativitätstechniken, Design Thinking etc. gegenübergestellt (symbolisch für o.g. Start-Ups stehend; ca. 45 Seiten). In Kap. 6 werden diese beiden Welten dann „zusammengeführt“ (ca. 20 Seiten) und – sozusagen als Bonus – in Kap. 7 durch einen „Praxisbaukasten – 17 Tipps für Ihre strategische Planung und Umsetzung“ abgerundet (knapp 10 Seiten).

Das Besondere an Held´s Werk (der Leser ahnt es nach o.g. Ausführungen) ist die sehr gut strukturierte und systematische Zusammenführung des traditionellen strategischen Managements mit der Welt des Entrepreneurships – man könnte auch sagen: des Innovationsmanagements (denn nicht alles ist so neu, wie es sich manchmal gerne präsentiert). Auf dieser Basis entwickelt der Autor ein konkretes „Arbeitsprogramm“ für die strategische Planung in KMU und jungen Unternehmen. Ein insgesamt überzeugendes und sehr zu empfehlendes Werk, welches sich (ungefähr) in die Kategorie der Werke von Reinemann und Schnurrenberger einordnen lässt, jedoch konzeptionell einen weiteren – interessanten – Ansatz verfolgt: alte vs. neue Management-Welt im Vergleich zum Unternehmens-Lebenszyklus (Reinemann) bzw. Willensbildung – Willensdurchsetzung (Schnurrenberger).

Rezension Müller Unternehmensführung

Von Hans-Erich Müller, seines Zeichens Professor an der HWR Berlin, liegt sein Werk Unternehmensführung aktuell in 3. Auflage mit 355 Seiten vor. Diese – im Vergleich etwa zu Macharzina/Wolf oder Dillerup/Stoi – „überschaubarere“ Seitenzahl ist bewusste Intention des Autors, wenngleich auch bei ihm im Vergleich zur 1. Auflage von 2010 ein „Aufwuchs“ von beinahe 100 Seiten zu verzeichnen ist. Strukturell gliedert sich die aktuelle Fassung in einen einführenden Grundlagenteil (knapp 60 Seiten), ein Kapitel 2 Ziele (ca. 55 Seiten), 3. Strategien (ca. 105 Seiten), 4. Organisationsgestaltung (gute 80 Seiten) sowie abschließend 5. Internationale Strategie und Organisation (ca. 55 Seiten). Der oben erwähnte Aufwuchs verteilt sich relativ gleichmäßig auf die Kapitel 2-5 und ist im wesentlichen Einschüben zu neueren Themen bzw. Trends und Schlagworten (z.B. agile Methoden, Lean Startup, Geschäftsmodell-Innovation, Crowdsourcing) und Facetten der Digitalisierung zuzurechnen. So einige dieser Begriffe tauchen an verschiedenen Stellen immer wieder auf, was wohl auch an der Strukturierung liegen mag (welche ingesamt nicht so streng alles einem konsistenten Management-Modell unterordnet, wie bei anderen Autoren der Fall).

Stilistisch ist das Werk aufgrund der knapp und trocken auf den Punkt gebrachten Formulierweise sehr gut zu lesen. Wie Müller selbst schreibt, ist ein so breit gespannter thematischer Rahmen bei diesem eingeschränkten Seitenumfang nur mit Hilfe häufig eingesetzter Verweise zu vertiefender Behandlung von Subthemen abdeckbar, was gut ausbalanciert umgesetzt wird.

Das Besondere des Werks ist neben der ausdrücklichen Beachtung von Digitalisierungsthemen zweifelsohne die sehr umfassende Einbeziehung – teils 1-2 Seiten langer – Praxisbeispiele (insgesamt 52 an der Zahl, wie das eigene Verzeichnis verrät). Diese stellen damit ca. 1/7 des Buchumfangs und wecken oft Erinnerungen an über die Jahre gelesene Nachrichten aus dem Wirtschaftsteil einschlägiger Zeitungen. Denn kaum eine der erwähnten Firmen dürfte dem Leser unbekannt sein – es handelt sich beinahe ausschließlich um große Konzerne. Auch für Mittelstand und KMU können sich daraus natürlich ggf. Anregungen ergeben; allerdings steht die Übertragbarkeit in vielen Fällen wohl „in den Sternen“. Wenn man mit diesem mangelnden KMU- bzw. Mittelstands-Bezug leben kann, ist das Werk im Fazit eine sehr gut gemachte Arbeit, in der alle wesentlichen Themen der Unternehmensführung anschaulich abgedeckt werden.

Rezension Kirsch et al. Unternehmensführung

Das bereits 2009 erschienene Werk von Werner Kirsch, David Seidl und Dominik van Aaken erhebt – bereits im Untertitel – den Anspruch, Unternehmensführung aus evolutionärer Perspektive zu betrachten. Damit bezieht es sich ausdrücklich auf einen der grundlegenden theoretischen Ansätze des Management (wie dies bspw. auch Staehle auf den verhaltenswissenschaftlichen oder Macharzina auf den systemischen Ansatz tun).

Im Falle des evolutionären Ansatzes tun dies neben Kirsch et al. wiederum Dillerup/Stoi . Bei diesen allerdings nimmt der Leser des umfangreichen Werkes neben dem theoretischen Anspruch nur wenige Indizien für eine Prägung der Arbeit durch evolutionäre Prinzipien wahr (stattdessen eher klassische funktionale Gesichtspunkte). Langer Rede kurzer Sinn: Kirsch et al führen die „evolutionäre Perspektive“ zu Recht im Titel, da sich ihr Werk konsequent auf diesen rel. „modernen Ansatz“ ausrichtet.

Das Besondere des Buchs liegt neben o.g. Tatsache in der intellektuell anspruchsvollen und beinahe philosophisch angereicherten Umsetzung. Die Autoren steigen mit gut 50 Seiten zu „Unternehmensführung und die Illusion der Machbarkeit“ ein (Kap. 1), betrachten dann wiederum gut 50 Seiten „Ansatzpunke einer Professionalisierung“ (Kap. 2). Der „Handhabung von Entscheidungsproblemen“ werden dann in Kap. 3. ebenfalls ca. 50 Seiten gewidment, wobei auch Phänomene wie kognitive Dissonanzen oder Creeping Commitment angesprochen werden. Es folgt Kap. 4 mit expliziten Überlegungen zur „Möglichkeit einer evolutionären Führungskonzeption und dann gute 60 Seiten zum „weiten Feld des Strategischen“ in dem sich Unterkapitel mit Titeln wie „Strategy follows Themes follows Structure follows Strategy follows…“ finden.

Dem Kenner der Managementliteratur werden allein die zitierten Titel die spezifische Botschaft signalisieren. Es ist allerdings nicht so, dass klassische Themen von SWOT bis (eben) Strategy follows Structure bwz. vice versa nicht behandelt würden. Im Gesamten gehen die Autoren die Materie aber eher an, wie eine sehr unterhaltsame, da neue Blickwinkel ermöglichende Kamindiskussion unter „Eingeweihten“.

Rezension Becker/Ulrich (Hrsg.): BWL im Mittelstand

Der in 2015 in erster Auflage im renommierten Kohlhammer-Verlag von Wolfgang Becker und Patrick Ulrich herausgegebene Sammelband „BWL im Mittelstand – Grundlagen, Besonderheiten, Entwicklungen“ erhebt den Anspruch, „dass eine eigenständige mittelstandsorientierte Betriebswirtschaftslehre eine Daseinsberechtigung hat, die [reine; Anmerk. d. Rezensenten] Herunterskalierung der Lösungen von Großunternehmen wird dem Mittelstand nicht gerecht“ (S. 14, aus dem Vorwort der Herausgeber). Auf mehr als 800 Seiten wird im folgenden der großangelegte Versuch gemacht, diesen Anspruch mit konkretem Inhalt zu untermauern. Man darf gleich an dieser Stelle vorwegnehmen – und das ist auch das Besondere an diesem Werk – der nicht geringe Anspruch wird in großen Zügen erfüllt!

Das Handbuch startet mit einem gut 130seitigen grundlegenden – auch volkswirtschaftliche Aspekte berücksichtigenden – Einführungsteil zur o.g. „Entwicklung einer Mittelstandsorientierten BWL„, wobei bereits auch Themen wie „Hidden Champions“ und spezielle Geschäftsmodelle behandelt werden. Die folgenden beiden Teile orientieren sich dann am bewährten Wertschöpfungsmodell.

Teil 2 widmet sich auf gut 110 Seiten in Beiträgen verschiedener Autoren folglich der Mittelstandsorienteren BWL in primären Bereichen von Beschaffung, Einkauf, Produktion und Supply Chain, Six Sigma, Logistik, Marketing und Vertrieb sowie Employer Branding bzw. Personalmarketing. Teil 3 widmet sich folgend den unterstützenden bzw. sekundären Bereichen der Wertschöpfung, die da wären: Personal bzw. Personalcontrolling, Change Management und Mitarbeiterbeteiligung, Controlling in mehreren Facetten, genau wie Finanzierung incl. der Position des CFO (Chief Financial Officer) im KMU. Beiträge zur Informationstechnologie, Digitalisierung und Business Intelligence runden diesen ca. 210 Seiten umfassenden Teil ab.

Den – vom reinen Umfang her – Löwenanteil mit knapp 400 Seiten beansprucht Teil 4, welcher mit „Übergreifende Themen der Mittelstandsorientierten BWL“ auch recht offen tituliert ist. Hier finden sich speziellere Aspekte behandelt, zu Kategorien von Einzelbeiträgen zusammengefasst: Strategisches Management und Unternehmensführung, Rechnungslegung, Steuerlehre und -optimierung, Mergers & Acquisitions, Sanierung und Restrukturierung, Ethik und Corporate Governance und Compliance sowie abschließend Nachfolge- und Fremdmanagement.

Die breitgemischte Autorenschaft aus Universitäts-, Fachhochschulprofessoren, wiss. Mitarbeitern bzw. Doktoranden und nicht zuletzt auch einer ganzen Reihe von Praktikern geht dabei durchaus ins Detail. Bspw. befasst sich ein Beitrag in letzter o.g. Themengruppe mit dem „Stiftungsmanagement als Nachfolgelösung“ (mehr am Grundsätzlichen orientiert sich hingegen der Sammelband von Pfohl).

Wie immer bei Sammelbänden – sehr umfangreichen noch dazu – lässt sich ein gewisses Maß an Heterogenität zwischen den Beiträgen nicht vermeiden. Gleichwohl verbleibt das Fazit sehr positiv: Das Handbuch kann durchaus den vielzitierten „Vorgänger“ der Herausgeber Letmathe et al. (Management kleiner und mittlerer Unternehmen von 2007) „das Wasser reichen“.